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Kosten und Gebührenstruktur

Kosten und Gebühren bei nachhaltigen Geldanlagen – Was du wirklich wissen musst

Weißt du, als ich vor ein paar Jahren meine ersten nachhaltigen ETFs gekauft habe, dachte ich naiv: „0,2% TER – das sind doch nur Peanuts!“ Pustekuchen. Nach einem Jahr stellte ich fest, dass meine tatsächlichen Kosten bei fast 1% lagen. Wie konnte das passieren? Ganz einfach: Ich hatte die ganzen versteckten Gebühren übersehen, die sich wie kleine Vampire an meine Rendite gehängt hatten.

Falls du dir gerade denkst „Das passiert mir nicht“, dann lies weiter. Denn bei nachhaltigen Geldanlagen ist die Kostenfalle oft noch tückischer als bei herkömmlichen Investments. Warum? Weil ESG-Fonds oft komplexer strukturiert sind und zusätzliche Research-Kosten haben – und das schlägt sich nun mal in den Gebühren nieder.

Grundlagen der Fondskosten verstehen

Bevor wir in die Details einsteigen, lass uns erstmal klären, was überhaupt unter die Kostenlupe gehört. Die TER vs OC Problematik ist dabei der erste große Stolperstein.

Die Total Expense Ratio (TER) ist sozusagen das, was auf der Packung steht – aber eben nicht das, was du am Ende wirklich zahlst. Die Ongoing Charges (OC) kommen da schon näher an die Realität ran, aber auch die sind nicht das Ende der Fahnenstange.

Stell dir vor, du kaufst ein Auto und der Händler sagt: „Das kostet 20.000 Euro.“ Dann stellst du fest, dass Überführung, TÜV, Versicherung und die erste Tankfüllung nochmal 5.000 Euro draufhauen. Genau so läuft das bei Fonds auch – nur dass dort niemand so ehrlich ist wie der Autohändler.

Bei nachhaltigen Fonds kommt noch dazu, dass die ESG-Bewertung und das entsprechende Research zusätzliche Kosten verursachen. Diese werden oft als „externe Research-Kosten“ deklariert und tauchen nicht immer in der TER auf. Ziemlich frustrierend, oder?

Versteckte Kosten aufspüren

Hier wird’s richtig spannend – und gleichzeitig frustrierend. Verdeckte Kosten sind wie dieser eine Freund, der nie Geld dabei hat: Sie sind immer da, aber fallen erst auf, wenn’s ans Bezahlen geht.

Diese versteckten Gebühren sind besonders bei nachhaltigen Fonds ein Problem. Warum? Weil ESG-konforme Unternehmen oft in kleineren, weniger liquiden Märkten gehandelt werden. Das bedeutet höhere Transaktionskosten, die letztendlich du als Anleger trägst.

Ein typisches Beispiel: Du investierst in einen nachhaltigen Emerging Markets Fonds. Die TER liegt bei scheinbar harmlosen 0,75%. Aber weil der Fondsmanager in illiquiden vietnamesischen oder kenianischen Green Bonds investiert, entstehen Transaktionskosten von weiteren 0,5% jährlich. Diese siehst du aber nirgendwo explizit ausgewiesen.

Das ist, als würdest du ein Restaurantmenü bestellen und erst beim Bezahlen merkst du, dass Brot, Butter und Leitungswasser extra kosten. Technisch legal, aber trotzdem nervig.

Broker-Gebühren im Vergleich

Jetzt kommen wir zu einem Punkt, wo du tatsächlich Einfluss nehmen kannst: Broker-Gebühren. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen, und zwar ziemlich deutlich.

Die Bandbreite ist verrückt: Von 0 Euro bei manchen Neobrokern bis zu 50 Euro pro Order bei traditionellen Banken. Bei nachhaltigen ETFs wird’s interessant, weil nicht jeder Broker das komplette Spektrum anbietet. Manche haben nur die Mainstream-ESG-ETFs, andere führen auch die Nischenfonds.

Was viele übersehen: Gerade bei kleineren, nachhaltigen Fonds fallen oft höhere Spreads an. Das heißt, selbst wenn dein Broker „kostenlose“ ETF-Sparpläne anbietet, zahlst du trotzdem über den Spread. Bei einem MSCI World ESG ETF macht das vielleicht 0,05% aus, bei einem spezialisierten Impact Fund können es schnell 0,3% oder mehr werden.

Ein praktischer Tipp: Check das Kostenranking regelmäßig. Die Unterschiede zwischen den Anbietern sind teilweise so groß, dass sich ein Wechsel schon nach einem Jahr lohnt.

Währungskosten bei internationalen Investments

Hier kommt ein Kostenfaktor ins Spiel, den viele komplett vergessen: FX-Kosten. Gerade bei nachhaltigen Geldanlagen investierst du oft international – und jede Währungsumrechnung kostet Geld.

Das fängt schon bei europäischen ESG-Fonds an, die in US-amerikanische Tech-Giganten investieren. Jedes Mal, wenn Apple-Aktien gekauft werden, muss Euro in Dollar getauscht werden. Die Bank verdient dabei an der Differenz zwischen An- und Verkaufskurs.

Bei einem breit gestreuten nachhaltigen Weltportfolio können diese Währungskosten schnell 0,1% bis 0,3% pro Jahr ausmachen. Das klingt wenig, aber über 20 Jahre sind das gut und gerne 2-6% weniger Rendite.

Besonders tückisch wird’s bei Fonds, die in exotischen Währungen investieren. Ein Green Bond Fonds, der in brasilianische Reais oder südafrikanische Rand investiert, kann Währungskosten von über 0,5% pro Jahr haben.

Slippage und Marktauswirkungen

Slippage – das klingt wie ein medizinischer Begriff, ist aber ein ziemlich wichtiger Kostenfaktor. Einfach gesagt: Es ist die Differenz zwischen dem Kurs, den du erwartest, und dem, den du tatsächlich bekommst.

Bei nachhaltigen Investments ist Slippage oft höher als bei konventionellen Anlagen. Warum? Weil der Markt für ESG-konforme Wertpapiere noch nicht so tief und liquide ist. Wenn ein großer Fonds plötzlich Millionen in nachhaltige Small Caps investieren will, bewegt das den Markt – und zwar zu deinen Ungunsten.

Ich erinnere mich an einen Fall, wo ein nachhaltiger Themenfonds in Wasserstoff-Aktien investierte. Der Markt war so klein, dass schon ein größerer Kauf den Kurs um 2-3% nach oben trieb. Am Ende hat der Fonds deutlich mehr bezahlt, als geplant war.

Das ist wie beim Kauf von Konzertkarten: Wenn alle gleichzeitig zugreifen wollen, steigen die Preise. Bei kleinen, spezialisierten nachhaltigen Märkten passiert das ständig.

Performance Fees verstehen

Ein besonders heikles Thema sind Performance Fees. Diese erfolgsabhängigen Gebühren sind bei aktiv gemanagten nachhaltigen Fonds keine Seltenheit.

Das Prinzip klingt erstmal fair: Der Fondsmanager bekommt nur dann Extra-Geld, wenn er auch tatsächlich eine Überrendite erzielt. In der Praxis ist das aber oft ein ziemlicher Beschiss für den Anleger.

Warum? Weil diese Fees oft asymmetrisch strukturiert sind. Macht der Fonds Gewinn, kassiert der Manager mit. Macht er Verlust, gibt’s zwar keine Performance Fee, aber die Grundgebühr läuft trotzdem weiter.

Bei einem nachhaltigen Fonds, den ich mal beobachtet habe, lag die Performance Fee bei 20% der Überrendite. Das Ding ist fünf Jahre lang schlechter gelaufen als der Markt – Performance Fee: null. Im sechsten Jahr hat er dann 2% Überrendite gemacht, und schwupps waren 0,4% weg für die Manager.

Steuerliche Kostenaspekte

Ein oft übersehener Punkt sind Steuer-Kosten. Gerade bei nachhaltigen Investments kann die Steueroptimierung kompliziert werden.

Viele ESG-Fonds sind in Luxemburg oder Irland domiziliert, was steuerliche Besonderheiten mit sich bringt. Die Vorabpauschale bei thesaurierenden ETFs ist oft höher, wenn der Fonds viele wachstumsstarke, nachhaltige Tech-Unternehmen hält.

Dann kommt noch dazu, dass nachhaltige Investments oft steuerlich gefördert werden – aber nur, wenn du die richtigen Produkte wählst und die Freibeträge optimal nutzt. Das kann schnell komplex werden und erfordert manchmal professionelle Beratung, die wieder Kosten verursacht.

Robo-Advisor Gebührenmodelle

Robo-Gebühren sind ein relativ neues Phänomen im nachhaltigen Anlagebereich. Die digitalen Vermögensverwalter versprechen günstige, automatisierte nachhaltige Portfolios.

Die Modelle sind unterschiedlich: Manche verlangen eine pauschale Gebühr von 0,5-1% pro Jahr, andere arbeiten mit Performance Fees oder Mischmodellen. Bei nachhaltigen Robo-Advisors kommt oft noch eine „ESG-Research-Gebühr“ dazu.

Das Tückische: Diese Gebühren kommen on top zu den Kosten der zugrundeliegenden ETFs. Ein Robo-Advisor, der 0,7% Gebühr nimmt und in ETFs mit durchschnittlich 0,3% TER investiert, kostet dich effektiv 1% pro Jahr – plus alle versteckten Kosten.

Kostenoptimierung in der Praxis

Jetzt fragst du dich wahrscheinlich: „Wie zum Teufel soll ich da noch den Überblick behalten?“ Verständlich. Aber es gibt ein paar praktische Tricks, um die Kostenfalle zu umgehen.

Erstens: Konzentrier dich auf die Gesamtkostenquote, nicht nur auf die TER. Schau dir die Tracking Difference an – die zeigt dir, wie viel Rendite tatsächlich durch Kosten verloren geht.

Zweitens: Bei nachhaltigen ETFs lohnt sich oft der Vergleich verschiedener Anbieter für denselben Index. Die Unterschiede können beträchtlich sein, auch wenn der zugrundeliegende Index identisch ist.

Drittens: Überleg dir, ob du wirklich den super-spezialisierten Nischen-ESG-Fonds brauchst, oder ob ein breit aufgestellter nachhaltiger ETF nicht auch reicht. Oft ist weniger mehr – auch kostentechnisch.

Langfristige Kostenauswirkungen

Hier wird’s richtig schmerzhaft, wenn man mal durchrechnet, was die ganzen Gebühren über die Jahre kosten. Bei einer 20-jährigen Anlage können scheinbar kleine Kostenunterschiede riesige Auswirkungen haben.

Nehmen wir mal zwei nachhaltige ETFs: Einer kostet 0,2% TER, der andere 0,8%. Bei 50.000 Euro Anlagesumme und 6% jährlicher Rendite vor Kosten hast du nach 20 Jahren beim günstigeren ETF etwa 12.000 Euro mehr in der Tasche. Das ist keine Kleinigkeit.

Bei nachhaltigen Investments ist diese Rechnung besonders relevant, weil viele Anleger langfristig denken und die Positionen über Jahrzehnte halten wollen. Da wird jedes Zehntel Prozent zur großen Sache.

Fazit und praktische Empfehlungen

Nach all dem Gejammer über Kosten und Gebühren könnte man denken: „Lass es bleiben mit den nachhaltigen Geldanlagen.“ Aber das wäre der falsche Schluss. Es geht nur darum, smart vorzugehen.

Mein persönlicher Ansatz: Ich verwende hauptsächlich günstige, breit diversifizierte nachhaltige ETFs als Basis und ergänze das Portfolio selektiv mit spezielleren Fonds, wenn die Mehrkosten gerechtfertigt sind.

Die wichtigste Lektion: Transparenz bei Kosten ist leider noch nicht Standard in der Branche. Das bedeutet für dich als Anleger: Nachfragen, vergleichen und das Kleingedruckte lesen. Ja, das ist nervig. Aber deine zukünftige finanzielle Situation wird es dir danken.

Nachhaltige Geldanlagen sind eine super Sache – aber nur, wenn die Kosten nicht deine Rendite auffressen. Mit dem richtigen Wissen und ein bisschen Aufmerksamkeit lässt sich das aber gut hinkriegen. Du musst nur wissen, worauf du achten musst.

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