Zum Inhalt springen

Rendite & Risiko: was du wirklich wissen musst

Rendite & Risiko

Du kennst das bestimmt auch: Da sitzt du mit deinem Kumpel beim Bier und plötzlich kommt das Thema Geldanlage auf. Und irgendwann fällt der Satz: „Nachhaltig investieren ist ja schön und gut, aber was bringt’s denn wirklich?“ Ehrlich gesagt, vor drei Jahren hätte ich genauso gedacht. Ich war fest davon überzeugt, dass man bei grünen Investments automatisch auf Rendite verzichten muss – bis mir mein Bankberater mal die Zahlen gezeigt hat. Da bin ich aus allen Wolken gefallen.

Heute schauen wir uns gemeinsam an, wie es wirklich aussieht mit Rendite und Risiko bei nachhaltigen Geldanlagen. Spoiler vorweg: Es ist komplizierter, als du vielleicht denkst – aber auch spannender, als die meisten glauben.

Rendite ESG vs konventionell – Der große Vergleich

Fangen wir direkt mit der wichtigsten Frage an: Bringen nachhaltige Investments weniger Rendite als herkömmliche? Das ist so ein bisschen wie die Frage nach dem Sinn des Lebens – die Antwort ist nicht ganz einfach, aber sehr aufschlussreich.

Wenn wir über Rendite ESG vs konventionell sprechen, müssen wir erst mal klären, was ESG überhaupt bedeutet. ESG steht für Environmental, Social und Governance – also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Das sind die drei Säulen, nach denen nachhaltige Investments bewertet werden.

Die gute Nachricht: Studien der letzten Jahre zeigen, dass ESG-Investments keineswegs schlechter performen als konventionelle Anlagen. Tatsächlich haben viele nachhaltige Fonds in den vergangenen fünf Jahren sogar besser abgeschnitten. Warum? Naja, Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, sind oft besser für die Zukunft aufgestellt. Sie haben weniger Risiken durch Umweltauflagen, bessere Beziehungen zu ihren Mitarbeitern und transparentere Geschäftspraktiken.

Aber – und das ist wichtig – die Rendite hängt stark davon ab, in welchen Zeitraum du schaust und welche Märkte du vergleichst. In manchen Jahren laufen Tech-Aktien ohne Nachhaltigkeitsfilter besser, in anderen Jahren sind es die grünen Investments. Es ist ein bisschen wie beim Fußball: Mal gewinnt die eine Mannschaft, mal die andere. Langfristig gleicht sich das aber oft aus.

Ein interessanter Punkt ist auch, dass ESG-Investments oft stabiler sind. Wenn die Märkte crashen, fallen nachhaltige Fonds häufig weniger stark als konventionelle. Das liegt daran, dass die Unternehmen in ESG-Portfolios meist solider aufgestellt sind und weniger Skandale produzieren.

Risiko-Metriken verstehen – Mehr als nur Schwankungen

Kommen wir zu einem Punkt, den viele Anleger unterschätzen: die Risiko-Metriken. Risiko bedeutet nämlich nicht nur, dass dein Investment mal 10% runtergeht. Es ist viel komplexer – und bei nachhaltigen Anlagen gibt’s ein paar Besonderheiten.

Die klassischen Risiko-Kennzahlen kennst du vielleicht schon: Volatilität (wie stark schwankt der Kurs), Sharpe Ratio (Rendite pro Risikoeinheit) und Maximum Drawdown (größter Verlust in einem Zeitraum). Bei ESG-Investments kommen aber noch andere Faktoren dazu.

Da wäre zum Beispiel das Konzentrations-Risiko. Viele nachhaltige Fonds sind stark in bestimmten Branchen gewichtet – Clean Tech, Erneuerbare Energien oder Healthcare. Wenn diese Sektoren mal schwächeln, kann das ordentlich wehtun. Andererseits sind sie oft weniger in problematischen Branchen wie Tabak, Waffen oder fossilen Brennstoffen investiert – was langfristig durchaus ein Vorteil sein kann.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das ESG-Risiko selbst. Unternehmen, die schlecht in Sachen Nachhaltigkeit abschneiden, haben höhere Risiken durch Regulierung, Reputationsschäden oder Boykotte. Denk nur mal an VW nach dem Dieselskandal oder an Ölfirmen nach größeren Umweltkatastrophen.

Bei der Bewertung von Risiko-Metriken solltest du auch bedenken, dass ESG-Ratings nicht einheitlich sind. Was für eine Ratingagentur nachhaltig ist, kann für eine andere grenzwertig sein. Das macht die Risikobeurteilung manchmal etwas schwieriger als bei konventionellen Anlagen.

Kosten und Gebührenstruktur – Wo verstecken sich die Fallen?

Hier wird’s richtig praktisch, denn die Kosten und Gebührenstruktur kann einen erheblichen Einfluss auf deine Rendite haben. Das habe ich damals am eigenen Leib erfahren, als ich meinen ersten nachhaltigen ETF gekauft habe – die laufenden Kosten waren deutlich höher als erwartet.

Nachhaltige Fonds sind oft teurer als konventionelle. Das liegt daran, dass das ESG-Research aufwendiger ist. Die Fondsmanager müssen nicht nur die finanziellen Kennzahlen analysieren, sondern auch prüfen, wie nachhaltig ein Unternehmen wirklich wirtschaftet. Das kostet Zeit und Geld.

Bei aktiv verwalteten ESG-Fonds liegen die jährlichen Kosten (TER – Total Expense Ratio) oft zwischen 1,5% und 2,5%. Das ist schon ein ordentlicher Batzen. Passive nachhaltige ETFs sind günstiger – hier zahlst du meist zwischen 0,2% und 0,7% pro Jahr.

Aber Achtung: Es gibt auch versteckte Kosten. Manche Fonds haben hohe Transaktionskosten, weil sie häufiger umschichten müssen. Andere erheben Performancegebühren – das bedeutet, sie kassieren extra, wenn der Fonds gut läuft.

Ein Tipp von mir: Schau dir nicht nur die TER an, sondern auch die Tracking Difference bei ETFs. Das zeigt dir, wie stark die tatsächliche Performance von der des Index abweicht. Manchmal ist ein etwas teurerer ETF am Ende günstiger, weil er den Index besser nachbildet.

Ausgabeaufschläge sind bei nachhaltigen Fonds auch ein Thema. Viele Direktbanken verzichten mittlerweile darauf, aber bei klassischen Banken und Sparkassen zahlst du oft noch zwischen 3% und 5%. Das frisst ordentlich an deiner Anfangsrendite.

Steuerliche Aspekte – Das solltest du auf dem Schirm haben

Die steuerlichen Aspekte bei nachhaltigen Geldanlagen sind im Prinzip dieselben wie bei konventionellen Investments – mit ein paar interessanten Besonderheiten.

Grundsätzlich gilt: Erträge aus Fonds und ETFs unterliegen der Abgeltungssteuer von 25% plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Das macht zusammen etwa 26,375%. Dabei ist es egal, ob dein Fonds in Windräder oder Ölkonzerne investiert.

Interessant wird’s bei den Freibeträgen. Den Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro pro Person (2.000 Euro bei Verheirateten) kannst du natürlich auch für nachhaltige Investments nutzen. Manche Banken bieten sogar spezielle Freistellungsaufträge für ESG-Produkte an – das ist aber eher Marketing als echter Steuervorteil.

Ein wichtiger Punkt sind die Vorabpauschalen bei thesaurierenden ETFs. Das sind die Steuern, die du theoretisch zahlen musst, auch wenn der ETF die Erträge nicht ausschüttet, sondern reinvestiert. Bei vielen nachhaltigen ETFs ist das relevant, weil sie oft Thesaurierend sind.

Spannend wird’s auch bei der Verlustverrechnung. Verluste aus nachhaltigen Investments kannst du mit Gewinnen aus konventionellen Anlagen verrechnen und umgekehrt. Das kann steuerlich durchaus vorteilhaft sein.

Ein Geheimtipp: Manche Bundesländer überlegen, steuerliche Anreize für nachhaltige Investments zu schaffen. Baden-Württemberg hat schon mal über reduzierte Grunderwerbsteuer für energieeffiziente Immobilien nachgedacht. Wer weiß, vielleicht kommt da noch mehr.

Aktuelle Trends – Was bewegt den Markt?

Die Trends im Bereich nachhaltige Geldanlagen ändern sich schneller, als du „Klimawandel“ sagen kannst. Was heute hip ist, kann morgen schon wieder out sein.

Der größte Trend ist definitiv die EU-Taxonomie. Das ist quasi der offizielle Leitfaden der Europäischen Union, was als nachhaltig gilt und was nicht. Das beeinflusst massiv, wohin das Geld fließt. Kernenergie ist zum Beispiel überraschend als „nachhaltig“ eingestuft worden – das hat für ordentlich Diskussionen gesorgt.

Ein weiterer Megatrend ist die Integration von Klimarisiken in die Bewertung. Immer mehr Fonds nutzen Klimaszenarien, um zu bewerten, wie sich verschiedene Investments bei einer Erderwärmung um 1,5°C, 2°C oder mehr entwickeln würden. Das wird die Rendite-Risiko-Profile vieler Anlagen verändern.

Thematische Investments sind auch voll im Trend. Statt breit gestreuter ESG-Fonds setzen viele Anleger auf spezialisierte Bereiche wie Wasserstoff, Kreislaufwirtschaft oder soziale Infrastruktur. Das kann höhere Renditen bringen, ist aber auch riskanter.

Impact Investing wird immer wichtiger. Hier geht’s nicht nur darum, „weniger schlechte“ Unternehmen zu meiden, sondern aktiv in solche zu investieren, die konkrete positive Veränderungen bewirken. Das ist schwerer messbar, aber für viele Anleger emotional befriedigender.

Digitalisierung spielt auch eine große Rolle. KI hilft dabei, ESG-Daten besser zu analysieren und versteckte Risiken aufzudecken. Gleichzeitig entstehen neue Anlageprodukte wie Blockchain-basierte Green Bonds oder Tokenized Carbon Credits.

Die Psychologie des nachhaltigen Investierens

Was viele unterschätzen: Nachhaltige Geldanlagen funktionieren auch psychologisch anders als konventionelle. Wenn dein grüner ETF mal 15% im Minus steht, fällt es dir oft leichter, dabei zu bleiben, weil du weißt, dass du für eine gute Sache investiert hast.

Das kann ein Vorteil sein – weniger emotionale Verkäufe zur falschen Zeit. Es kann aber auch eine Falle werden, wenn du zu lange an schlechten Investments festhältst, nur weil sie „nachhaltig“ sind.

Regulierung und ihre Auswirkungen

Die Regulierung wird immer schärfer. Ab 2025 müssen Finanzberater explizit fragen, ob du nachhaltig investieren willst. Das wird den Markt weiter ankurbeln. Gleichzeitig werden die Anforderungen an ESG-Reporting strenger – das bedeutet mehr Transparenz, aber auch höhere Kosten.

Praktische Tipps für den Einstieg

Wenn du jetzt Lust bekommen hast, selbst nachhaltig zu investieren, hier ein paar praktische Tipps: Fang klein an und taste dich ran. Ein World ETF mit ESG-Filter ist oft ein guter Anfang. Achte auf die Kosten, aber lass dich nicht nur davon leiten. Und ganz wichtig: Überleg dir vorher, was „nachhaltig“ für dich bedeutet.

Fazit: Balance zwischen Herz und Verstand

Nachhaltige Geldanlagen sind erwachsen geworden. Sie sind kein Nischensegment mehr für Öko-Freaks, sondern ein vollwertiger Teil des Kapitalmarkts. Die Performance stimmt, die Auswahl wird immer größer und die Kosten sinken.

Bei der Rendite ESG vs konventionell gibt es keinen klaren Sieger – es kommt auf den Zeitraum und die Marktphase an. Die Risiko-Metriken zeigen oft sogar Vorteile für ESG-Investments. Ja, die Kosten und Gebührenstruktur ist oft höher, aber das relativiert sich durch bessere Performance und geringere Risiken.

Die steuerlichen Aspekte sind weitgehend identisch zu konventionellen Anlagen, und die aktuellen Trends zeigen: Der Markt wächst rasant und wird immer professioneller.

Mein Fazit: Nachhaltige Geldanlagen sind nicht automatisch die bessere Wahl für jeden Anleger. Aber sie sind definitiv eine gleichwertige Alternative geworden. Und wenn du sowieso planst, langfristig zu investieren, spricht einiges dafür, dabei auch auf Nachhaltigkeit zu setzen. Dein Portfolio wird’s dir danken – und unser Planet wahrscheinlich auch.

Inhalt