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Grundlagen & Strategien

Grundlagen & Strategien nachhaltiger Geldanlagen

Du möchtest dein Geld nicht nur vermehren, sondern dabei auch etwas Gutes für die Welt bewirken? Dann bist du mit nachhaltigen Geldanlagen auf dem richtigen Weg. Nach über einem Jahrzehnt in der Investmentbranche können wir dir versichern: Nachhaltiges Investieren ist längst keine Nische mehr für Idealisten, sondern eine ausgereifte Anlagestrategie, die sowohl finanzielle Rendite als auch positive gesellschaftliche Wirkung erzielen kann.

Das Schöne an nachhaltigen Investments ist, dass du nicht zwischen Gewinn und Gewissen wählen musst. Zahlreiche Studien zeigen, dass nachhaltige Anlagen langfristig mindestens genauso gut, oft sogar besser performen als herkömmliche Investments. Warum? Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, sind häufig zukunftsfähiger und widerstandsfähiger gegen Krisen.

ESG, SRI & Impact Investing – die drei Geschwister verstehen

Beginnen wir mit den Grundlagen, denn hier liegt oft der erste Stolperstein. Die Begriffe ESG, SRI und Impact Investing werden häufig durcheinandergeworfen, obwohl sie unterschiedliche Ansätze beschreiben.

ESG steht für Environmental, Social und Governance – also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Stell dir ESG als eine Art Bewertungssystem vor, mit dem Unternehmen auf ihre Nachhaltigkeit geprüft werden. Ein Unternehmen mit gutem ESG-Score achtet beispielsweise auf seinen CO2-Fußabdruck, behandelt seine Mitarbeiter fair und hat transparente Führungsstrukturen. ESG ist quasi das Fundament, auf dem alle anderen nachhaltigen Anlageformen aufbauen.

SRI (Socially Responsible Investing) geht einen Schritt weiter. Hier schließt du bewusst bestimmte Branchen oder Unternehmen aus deinem Portfolio aus – etwa Tabakkonzerne, Waffenhersteller oder Unternehmen mit Kinderarbeit. SRI ist wie ein Filter: Du bestimmst, was in dein Portfolio hineinkommt und was draußen bleibt.

Impact Investing ist der aktivste Ansatz der drei. Hier investierst du gezielt in Unternehmen oder Projekte, die messbare positive Veränderungen bewirken wollen. Denk an Firmen, die sauberes Trinkwasser in Entwicklungsländer bringen oder innovative Recyclingtechnologien entwickeln. Impact Investing ist wie gezielte Förderung: Du willst nicht nur Schaden vermeiden, sondern aktiv Gutes bewirken.

Strategien für dein nachhaltiges Portfolio

Jetzt wird es praktisch. Es gibt verschiedene Wege, wie du nachhaltig investieren kannst, und jeder hat seine Berechtigung.

Die Best-in-Class-Strategie ist perfekt für Einsteiger. Hier wählst du aus jeder Branche die nachhaltigsten Unternehmen aus. Selbst in der Ölindustrie gibt es Firmen, die sauberer arbeiten als andere. Diese Strategie ist pragmatisch: Du musst nicht auf ganze Branchen verzichten, sondern suchst dir die Vorreiter heraus. Der Vorteil ist eine breite Diversifikation, der Nachteil ist, dass du trotzdem in umstrittene Branchen investiert bleibst.

Die Exclusion-Strategie ist radikaler. Hier schließt du bestimmte Branchen komplett aus – keine Kohleunternehmen, keine Tabakfirmen, keine Waffenhersteller. Diese Strategie ist klar und eindeutig, kann aber dein Portfolio einschränken und zu Klumpenrisiken führen.

Thematic Investing fokussiert sich auf Zukunftsthemen wie erneuerbare Energien, Wasseraufbereitung oder nachhaltige Mobilität. Du investierst gezielt in die Trends, die unsere Zukunft prägen werden. Das kann sehr renditeträchtig sein, birgt aber auch höhere Risiken, da du stark auf bestimmte Themen setzt.

Dein nachhaltiges Portfolio Schritt für Schritt aufbauen

Jetzt kommt der spannendste Teil: Wie baust du konkret ein nachhaltiges Portfolio auf, das sowohl deine Werte widerspiegelt als auch finanziell erfolgreich ist? Lass mich dir einen strukturierten Weg zeigen, der dich sicher durch den Dschungel der Möglichkeiten führt.

Der erste und wichtigste Schritt ist die Bestimmung deines Anlagehorizonts und deiner Liquiditätsbedürfnisse. Planst du, das Geld in fünf Jahren für ein Haus zu brauchen, oder baust du für die Rente in 30 Jahren auf? Diese Frage bestimmt deine gesamte Strategie. Langfristige Anleger können höhere Risiken eingehen und mehr in wachstumsstarke Small-Cap-Green-Stocks investieren, während kurzfristige Anleger auf stabilere Investments setzen sollten.

Bei der Asset-Allocation – also der Verteilung zwischen verschiedenen Anlageklassen – hast du im nachhaltigen Bereich dieselben Optionen wie bei herkömmlichen Investments. Die Grundfrage lautet: Wie viel Aktien-ESG versus nachhaltige Bonds willst du in deinem Portfolio? Eine klassische 70-30-Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen funktioniert auch bei nachhaltigen Investments hervorragend. Green Bonds bieten dabei Stabilität und regelmäßige Erträge, während ESG-Aktien das Wachstumspotenzial liefern.

Für den praktischen Aufbau empfehlen wir dir den Core-Satellite-Ansatz mit ESG-Fokus. Dein Core – also dein Kern – besteht aus breit diversifizierten, kostengünstigen ESG-ETFs, die 70 bis 80 Prozent deines Portfolios ausmachen. Diese Basis sorgt für Stabilität und marktübliche Renditen. Als Satellites kannst du dann gezielt thematische Investments wie erneuerbare Energien, Wasseraufbereitung oder nachhaltige Mobilität hinzufügen. Diese Satelliten dürfen riskanter sein, da sie nur einen kleinen Teil deines Portfolios ausmachen.

Ein entscheidender Baustein ist die geografische Diversifikation. Neben entwickelten Märkten solltest du auch Emerging-Markets-ESG in Betracht ziehen. Schwellenmärkte bieten oft enormes Wachstumspotenzial, gerade bei nachhaltigen Technologien, bergen aber auch höhere Risiken. Ein Anteil von 10 bis 15 Prozent Emerging-Markets-ESG kann dein Portfolio sinnvoll ergänzen.

Beim ESG-Factor-Investing wird es richtig interessant. Hier kombinierst du Nachhaltigkeitskriterien mit bewährten Investmentfaktoren wie Value, Growth oder Quality. Ein ESG-Quality-ETF investiert beispielsweise nur in nachhaltige Unternehmen mit besonders stabilen Geschäftsmodellen. Diese Kombination kann langfristig zu besseren risikoadjustierten Renditen führen.

Für Einsteiger sind nachhaltige Robo-Advisor eine ausgezeichnete Option. Diese digitalen Vermögensverwalter übernehmen die komplette Portfoliokonstruktion, das Rebalancing und sogar die Steueroptimierung für dich. Sie fragen deine Präferenzen ab – sowohl finanziell als auch bei Nachhaltigkeitskriterien – und bauen automatisch ein passendes Portfolio auf. Das nimmt dir viel Arbeit ab und sorgt für eine professionelle Umsetzung.

Das Thema nachhaltiges Rebalancing ist oft unterschätzt, aber wichtig für deinen langfristigen Erfolg. Einmal im Jahr solltest du prüfen, ob deine ursprüngliche Aufteilung noch stimmt. Sind deine Small-Cap-Green-Stocks durch gute Performance zu groß geworden? Dann verkaufst du einen Teil und kaufst andere Bereiche nach. Dieses Rebalancing funktioniert bei nachhaltigen Portfolios genauso wie bei herkömmlichen.

Für den regelmäßigen Vermögensaufbau sind nachhaltige Sparpläne ideal. Die meisten Broker bieten mittlerweile kostenlose Sparpläne auf ESG-ETFs an. Du kannst bereits ab 25 Euro monatlich anfangen und profitierst vom Cost-Average-Effekt – du kaufst automatisch mehr Anteile, wenn die Kurse niedrig sind, und weniger, wenn sie hoch sind.

Bei der Produktauswahl solltest du auf steueroptimierte ESG-ETFs achten. Thesaurierende ETFs, die ihre Erträge automatisch wieder anlegen, sind steuerlich oft günstiger als ausschüttende Varianten. Auch die Domizilierung des ETFs spielt eine Rolle – irische ETFs sind für deutsche Anleger meist steuerlich vorteilhafter als amerikanische.

Was kannst du getrost vernachlässigen? Lass dich nicht von der Vielzahl der verfügbaren ESG-Ratings verwirren. Es ist unmöglich, alle Bewertungssysteme zu verstehen, und oft widersprechen sie sich sogar. Konzentriere dich auf die großen, etablierten Anbieter und deren Methodik. Auch die perfekte Optimierung kannst du vernachlässigen – ein gutes, breit diversifiziertes nachhaltiges Portfolio ist wichtiger als die Suche nach dem theoretisch besten ESG-Score.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Einfachheit und Konsequenz. Starte mit einem soliden Fundament aus breit diversifizierten ESG-ETFs, ergänze es schrittweise um thematische Investments und bleibe langfristig dabei. Die Zeit und der Zinseszinseffekt werden deine besten Verbündeten sein.

Greenwashing – wenn Nachhaltigkeit nur Fassade ist

Hier wird es kritisch, denn nicht alles, was grün beworben wird, ist auch wirklich nachhaltig. Greenwashing ist leider weit verbreitet – Unternehmen und Fondsanbieter schmücken sich mit Nachhaltigkeitslabels, ohne wirklich nachhaltig zu sein.

Wie erkennst du Greenwashing? Schaue genau hin, was ein Fonds tatsächlich enthält. Ein „nachhaltiger“ Fonds, der zu großen Teilen in Ölkonzerne oder Tabakfirmen investiert, ist ein Warnsignal. Prüfe die ESG-Ratings der größten Positionen im Fonds. Sind diese wirklich nachhaltig?

Beispiele für Greenwashing

Lass mich dir zwei konkrete Beispiele aus der Praxis geben, die zeigen, wie raffiniert Greenwashing funktionieren kann.

Da war zum Beispiel ein großer europäischer Fondsanbieter, der einen „Climate Action Fund“ aufgelegt hatte. Der Name klang vielversprechend, und die Marketingmaterialien waren voller grüner Bilder und Klimaschutz-Versprechen. Doch ein Blick in die tatsächlichen Holdings offenbarte eine andere Realität: Zu den größten Positionen gehörten Automobilhersteller, die hauptsächlich Verbrenner produzierten, und Energiekonzerne mit minimalen Investitionen in erneuerbare Energien. Der Fonds investierte also nicht in Klimaschutz-Lösungen, sondern in traditionelle Unternehmen, die lediglich behaupteten, sich zu wandeln.

Ein weiteres Beispiel ist ein vermeintlich „grüner“ ETF, der mit dem Slogan „Investing in tomorrow’s green economy“ beworben wurde. Die Fondsgesellschaft argumentierte, dass sie in Unternehmen investiere, die beim Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen würden. In der Praxis bedeutete das jedoch, dass große Technologiekonzerne, Banken und sogar Bergbauunternehmen als „grün“ eingestuft wurden, einfach weil sie digitale Lösungen anboten oder Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichten. Die tatsächlichen Geschäftsmodelle dieser Unternehmen hatten oft wenig mit Nachhaltigkeit zu tun.

Achte auch auf vage Begriffe wie „ESG-orientiert“ oder „nachhaltigkeitsbezogen“. Echte nachhaltige Fonds haben klare Ausschlusskriterien und transparente Auswahlprozesse. Seriöse Anbieter erklären detailliert, wie sie Nachhaltigkeit definieren und umsetzen.

Ein weiteres Warnsignal sind übertrieben niedrige Kosten bei vermeintlich nachhaltigen Fonds. Echte ESG-Analyse kostet Zeit und Geld – extrem günstige Fonds können sich diese Qualität oft nicht leisten.

Finde deinen Anlegertyp und definiere deine Ziele

Nachhaltiges Investieren ist nicht für alle gleich. Deine persönlichen Werte und Ziele bestimmen die optimale Strategie für dich.

Bist du der Rendite-Optimierer, der primär finanzielle Ziele verfolgt, aber dabei nicht gegen seine Werte verstoßen möchte? Dann ist Best-in-Class dein Ansatz. Du investierst in die nachhaltigsten Unternehmen jeder Branche und erzielst dabei marktübliche Renditen.

Oder bist du der Werte-Investor, dem bestimmte ethische Grundsätze wichtiger sind als maximale Rendite? Dann passt die Exclusion-Strategie zu dir. Du schließt bewusst bestimmte Branchen aus, auch wenn das Renditeverzicht bedeutet.

Vielleicht bist du aber auch der Impact-Investor, der aktiv positive Veränderungen anstoßen möchte? Dann konzentriere dich auf Impact Investing und thematische Ansätze. Du investierst gezielt in Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit.

Der Weg nach vorn

Nachhaltiges Investieren muss nicht kompliziert sein. Beginne mit kleinen Schritten, lerne dabei und baue dein Wissen kontinuierlich aus. Die wichtigste Erkenntnis aus meiner langjährigen Erfahrung: Perfekt nachhaltig zu investieren ist unmöglich, aber deutlich nachhaltiger als bisher ist für jeden machbar.

Starte mit einem breit diversifizierten nachhaltigen ETF, informiere dich über die Unternehmen in deinem Portfolio und entwickle deine Strategie Schritt für Schritt weiter. Die Welt braucht mehr Kapital für nachhaltige Lösungen – und du kannst dabei nicht nur helfen, sondern auch profitieren.

Der Markt für nachhaltige Geldanlagen wächst rasant, die Produktauswahl wird immer besser und die Kosten sinken. Es gab nie einen besseren Zeitpunkt, um mit nachhaltigen Investments zu beginnen. Dein Portfolio, dein Gewissen und wahrscheinlich auch deine Rendite werden es dir danken.

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