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Grüne Anleihen

Der ultimative Guide für nachhaltige Investments

Du denkst darüber nach, dein Geld nicht nur gewinnbringend, sondern auch sinnvoll anzulegen? Dann solltest du dir unbedingt grüne Anleihen genauer anschauen. Diese Finanzinstrumente haben in den letzten Jahren richtig an Fahrt aufgenommen und bieten eine spannende Möglichkeit, Rendite mit Umweltschutz zu verbinden.

Grüne Anleihen, auch Green Bonds genannt, sind im Grunde ganz normale Anleihen – mit einem entscheidenden Unterschied: Das Geld, das du investierst, fließt ausschließlich in umweltfreundliche Projekte. Das können Windparks sein, Solaranlagen, nachhaltige Verkehrsprojekte oder energieeffiziente Gebäude. Du leihst also dein Geld nicht irgendeinem Unternehmen, sondern einem, das damit konkret etwas Gutes für die Umwelt tut.

Die Idee ist eigentlich ziemlich simpel: Investoren wollen ihre Portfolios nachhaltiger gestalten, Unternehmen und Regierungen brauchen Kapital für grüne Projekte – und grüne Anleihen bringen beide Seiten zusammen. Was früher mal eine Nische war, ist heute ein Milliardenmarkt geworden.

Der Green Bond Markt: Zahlen, die beeindrucken

Der Green Bond Markt hat sich in den letzten Jahren geradezu explosionsartig entwickelt. Was vor etwa 15 Jahren mit den ersten zaghaften Gehversuchen begann, ist heute ein globaler Markt mit einem Volumen von mehreren hundert Milliarden Euro jährlich.

Die Wachstumsgeschichte ist wirklich beeindruckend: Während 2007 die erste grüne Anleihe der Europäischen Investitionsbank gerade mal 600 Millionen Euro umfasste, wurden 2023 weltweit grüne Anleihen im Wert von über 300 Milliarden Dollar emittiert. Das zeigt dir, wie sehr das Thema an Bedeutung gewonnen hat.

Europa spielt dabei eine Vorreiterrolle, aber auch in Asien und den USA wächst der Markt rasant. Deutschland ist mit dabei und hat sich zu einem wichtigen Akteur entwickelt – nicht nur als Emittent, sondern auch als Investitionsstandort für grüne Projekte.

Was besonders interessant ist: Der Markt wird immer professioneller. Früher war es oft schwierig zu beurteilen, ob eine grüne Anleihe wirklich „grün“ ist. Heute gibt es klare Standards und Zertifizierungsprozesse, die für mehr Transparenz sorgen.

Qualitätskontrolle: SPO-Checks und ihre Bedeutung

Hier kommt ein wichtiger Punkt ins Spiel: Wie kannst du als Investor eigentlich sicher sein, dass eine grüne Anleihe auch wirklich grün ist? Genau dafür gibt es die sogenannten Second Party Opinions, kurz SPOs. Diese SPO-Checks sind so etwas wie ein TÜV für grüne Anleihen.

Eine SPO ist im Grunde ein Gutachten einer unabhängigen Organisation, die prüft, ob die geplanten Projekte wirklich den grünen Standards entsprechen. Die Gutachter schauen sich genau an: Passt das Projekt zu den Green Bond Principles? Sind die Umweltziele klar definiert? Gibt es ein vernünftiges Reporting?

Ohne eine solche Begutachtung würdest du als Investor ziemlich im Dunkeln tappen. Stell dir vor, du kaufst eine vermeintlich grüne Anleihe, und später stellst sich heraus, dass das Geld doch in fragwürdige Projekte geflossen ist. Das wäre nicht nur ärgerlich, sondern würde auch dem ganzen Konzept schaden.

Die meisten seriösen Emittenten lassen sich deshalb freiwillig von anerkannten Organisationen wie Sustainalytics, CICERO oder ISS ESG prüfen. Diese Unternehmen haben sich auf die Bewertung nachhaltiger Finanzprodukte spezialisiert und bringen die nötige Expertise mit.

Interessant ist auch, dass sich die SPO-Landschaft ständig weiterentwickelt. Die Anforderungen werden strenger, die Prüfungen detaillierter. Das ist gut für dich als Investor, weil es das Risiko von Greenwashing reduziert.

Frameworks: Die Spielregeln für grüne Anleihen

Um zu verstehen, wie grüne Anleihen funktionieren, musst du dich mit den sogenannten Frameworks beschäftigen. Diese Frameworks sind quasi die Spielregeln, nach denen grüne Anleihen strukturiert werden.

Das wichtigste Framework sind die Green Bond Principles (GBP) der International Capital Market Association (ICMA). Diese vier Grundprinzipien definieren, was eine grüne Anleihe ausmacht: die Verwendung der Erlöse, der Prozess zur Projektbewertung und -auswahl, das Management der Erlöse und die Berichterstattung.

Klingt erstmal trocken, ist aber wichtig für dich zu verstehen. Denn nur wenn ein Emittent diese Prinzipien befolgt, kannst du einigermaßen sicher sein, dass dein Investment auch wirklich grün ist.

Daneben gibt es noch andere Standards wie die Climate Bonds Standards der Climate Bonds Initiative oder die EU-Taxonomie-Verordnung, die in Europa immer wichtiger wird. Diese verschiedenen Rahmenwerke ergänzen sich teilweise, manchmal überschneiden sie sich auch.

Was für dich als Investor wichtig ist: Je mehr Standards eine grüne Anleihe erfüllt, desto besser. Das zeigt, dass der Emittent es ernst meint mit der Nachhaltigkeit. Gleichzeitig solltest du aber auch wissen, dass diese Standards freiwillig sind – noch gibt es keine einheitliche, verbindliche Regulierung für grüne Anleihen.

Impact Reports: Transparenz über die Wirkung

Eine Sache, die grüne Anleihen von normalen Anleihen unterscheidet, ist die Berichtspflicht über die Verwendung der Gelder. Diese Impact Reports zeigen dir als Investor, was mit deinem Geld passiert ist und welche Umweltwirkung erzielt wurde.

In einem typischen Impact Report findest du Informationen darüber, in welche konkreten Projekte das Geld geflossen ist, wie viel CO2 dadurch eingespart wurde, wie viele Menschen Zugang zu sauberer Energie bekommen haben oder wie viel Wasser durch effizientere Systeme gespart werden konnte.

Das ist schon ziemlich cool, wenn du bedenkst, dass du bei einer normalen Anleihe meist keine Ahnung hast, wofür das Unternehmen oder der Staat dein Geld verwendet. Hier siehst du schwarz auf weiß: „Deine 1.000 Euro haben dazu beigetragen, dass eine Windenergieanlage gebaut wurde, die jährlich X Tonnen CO2 einspart.“

Allerdings – und das muss man ehrlich sagen – sind diese Reports nicht immer so detailliert, wie man sich das wünschen würde. Manche Emittenten machen es sich etwas einfach und bleiben bei sehr allgemeinen Aussagen. Andere wiederum gehen ins Detail und liefern richtig aussagekräftige Daten.

Ein Tipp: Schau dir vor dem Kauf einer grünen Anleihe die bisherigen Impact Reports des Emittenten an. Das gibt dir einen guten Eindruck davon, wie ernst es das Unternehmen oder die Institution mit der Transparenz nimmt.

Staats-Green Bonds: Wenn Regierungen grün werden

Ein besonders interessanter Bereich sind die Staats-Green Bonds, also grüne Staatsanleihen. Hier borgen sich nicht Unternehmen Geld, sondern ganze Länder – und das explizit für grüne Projekte.

Deutschland war 2020 einer der ersten großen Industriestaaten, der grüne Bundesanleihen ausgegeben hat. Das war schon ein ziemlicher Meilenstein, weil es gezeigt hat, dass nachhaltiges Investieren nicht nur ein Nischenthema ist, sondern im Mainstream angekommen ist.

Was macht Staats-Green Bonds besonders? Zunächst einmal haben sie meist eine sehr hohe Bonität – schließlich steht ein ganzer Staat dahinter. Das macht sie zu einer relativ sicheren Anlage, auch wenn die Renditen entsprechend niedriger ausfallen können.

Gleichzeitig ist die Wirkung oft beeindruckend. Wenn ein Land wie Deutschland oder Frankreich Milliarden über grüne Staatsanleihen einsammelt, können damit richtig große Projekte finanziert werden: neue Bahnstrecken, die Sanierung öffentlicher Gebäude, der Ausbau erneuerbarer Energien oder Hochwasserschutzmaßnahmen.

Für dich als Investor sind Staats-Green Bonds eine gute Möglichkeit, dein Portfolio zu diversifizieren und gleichzeitig einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Sie eignen sich besonders, wenn du eine eher konservative Anlagestrategie verfolgst, aber trotzdem nicht auf Nachhaltigkeit verzichten möchtest.

SLB oder Green: Welche nachhaltigen Anleihen gibt es?

Bei nachhaltigen Anleihen hast du nicht nur grüne Anleihen zur Auswahl. Immer öfter stolperst du auch über sogenannte Sustainability-Linked Bonds (SLBs). Der Artikel SLB oder Green erklärt die Unterschiede zwischen diesen beiden Ansätzen.

Der Hauptunterschied liegt im Konzept: Bei grünen Anleihen ist festgelegt, dass das Geld in spezifische grüne Projekte fließt. Bei SLBs geht es dagegen um die Nachhaltigkeitsleistung des gesamten Unternehmens. Das Unternehmen verpflichtet sich zu bestimmten Nachhaltigkeitszielen, und je nachdem, ob es diese erreicht oder nicht, ändert sich der Zinssatz.

Das kann zum Beispiel bedeuten: Ein Unternehmen gibt eine SLB aus und verspricht, seinen CO2-Ausstoß bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Schafft es das, zahlt es den normalen Zinssatz. Verfehlt es das Ziel, muss es einen höheren Zinssatz zahlen – quasi eine Strafe für schlechte Nachhaltigkeitsleistung.

Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile. Grüne Anleihen geben dir mehr Sicherheit darüber, wofür dein Geld verwendet wird. SLBs können dagegen Unternehmen dazu motivieren, ihre gesamte Geschäftstätigkeit nachhaltiger zu gestalten, nicht nur einzelne Projekte.

Als Investor solltest du dir überlegen, was dir wichtiger ist: die konkrete Mitfinanzierung grüner Projekte oder die Motivation von Unternehmen zu einer insgesamt nachhaltigeren Ausrichtung.

Green Bond ETFs: Diversifikation leicht gemacht

Wenn du nicht einzelne grüne Anleihen kaufen möchtest, sondern lieber in einen ganzen Korb von Green Bonds investieren willst, sind Green Bond ETFs eine interessante Option.

Diese börsengehandelten Fonds sammeln dutzende oder sogar hunderte grüne Anleihen in einem Produkt. Das hat mehrere Vorteile: Du bekommst automatisch eine breite Streuung, musst dich nicht um die Auswahl einzelner Anleihen kümmern und kannst schon mit relativ kleinen Beträgen einsteigen.

Der Markt für Green Bond ETFs ist in den letzten Jahren richtig gewachsen. Mittlerweile gibt es ETFs, die sich auf verschiedene Bereiche spezialisieren: manche fokussieren sich auf Unternehmensanleihen, andere auf Staatsanleihen, wieder andere auf bestimmte Regionen oder Währungen.

Ein wichtiger Punkt bei ETFs ist die Kostenstruktur. Die jährlichen Gebühren (TER) liegen meist zwischen 0,15 und 0,50 Prozent – das ist durchaus im Rahmen, sollte aber in deine Überlegungen mit einfließen.

Was du bei Green Bond ETFs beachten solltest: Schau dir genau an, nach welchen Kriterien der ETF seine Anleihen auswählt. Manche sind sehr streng und nehmen nur Anleihen mit hohen Nachhaltigkeitsstandards auf, andere sind weniger wählerisch. Je nach deinen Prioritäten kann das ein wichtiger Entscheidungsfaktor sein.

Emission und Laufzeiten: Technische Details verstehen

Wenn du dich intensiver mit grünen Anleihen beschäftigst, stößt du unweigerlich auf technische Aspekte wie die Dauer der Emission. Das klingt zunächst trocken, ist aber wichtiger, als du vielleicht denkst.

Die Laufzeit einer Anleihe bestimmt maßgeblich, wie sich dein Investment entwickelt. Grüne Anleihen gibt es mit ganz unterschiedlichen Laufzeiten: von kurzen zwei bis drei Jahren bis hin zu sehr langen 30 Jahren oder sogar darüber hinaus.

Grundsätzlich gilt: Je länger die Laufzeit, desto höher ist normalerweise die Rendite – aber auch das Risiko. Das liegt daran, dass bei längeren Laufzeiten mehr Unsicherheitsfaktoren ins Spiel kommen: Inflation, Zinsentwicklung, Kreditrisiko des Emittenten.

Bei grünen Anleihen kommt noch ein weiterer Aspekt dazu: Viele grüne Projekte brauchen Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Ein Windpark amortisiert sich nicht über Nacht, und die CO2-Einsparungen kommen erst nach und nach. Längere Laufzeiten können daher auch aus Nachhaltigkeitssicht sinnvoll sein.

Für dich als Investor bedeutet das: Überlege dir, wie lange du dein Geld entbehren kannst und möchtest. Wenn du flexibel bleiben willst, sind kürzere Laufzeiten oft die bessere Wahl. Wenn du langfristig planst und höhere Renditen anstrebst, können längere Laufzeiten interessant sein.

Das Greenium-Phänomen: Wenn Nachhaltigkeit weniger kostet

Ein faszinierendes Phänomen am Green Bond Markt ist das sogenannte Greenium. Das ist ein Kunstwort aus „Green“ und „Premium“ – beschreibt aber paradoxerweise das Gegenteil von einem Aufschlag.

Das Greenium beschreibt die Tatsache, dass grüne Anleihen oft zu niedrigeren Zinssätzen ausgegeben werden können als vergleichbare konventionelle Anleihen. Das heißt: Emittenten sparen Geld, wenn sie grün emittieren, und Investoren müssen sich mit niedrigeren Renditen zufriedengeben.

Warum ist das so? Die Nachfrage nach grünen Anleihen ist oft so hoch, dass Investoren bereit sind, auf einen Teil der Rendite zu verzichten, um nachhaltig zu investieren. Das ist ein bisschen wie bei Bio-Produkten im Supermarkt – nur umgekehrt: Hier sind die Käufer bereit, für das „grüne Label“ weniger Rendite zu akzeptieren.

Das Greenium liegt meist zwischen 2 und 10 Basispunkten, also 0,02 bis 0,10 Prozentpunkten. Das klingt nach wenig, kann sich aber über die Laufzeit einer Anleihe durchaus summieren.

Für dich als Investor ist das Greenium ein zweischneidiges Schwert: Einerseits bedeutet es niedrigere Renditen. Andererseits zeigt es, dass der Markt nachhaltige Investments wertschätzt und bereit ist, dafür zu zahlen. Es ist also auch ein Zeichen dafür, dass du mit grünen Anleihen auf dem richtigen Weg bist.

Risiken verstehen: Nicht alles ist grün, was glänzt

Wie bei jeder Geldanlage solltest du auch bei grünen Anleihen die Risiken im Blick behalten. Nur weil „grün“ draufsteht, heißt das nicht, dass das Investment automatisch sicherer oder besser ist.

Das größte Risiko ist wahrscheinlich das sogenannte Greenwashing. Dabei nutzen Unternehmen oder Regierungen das grüne Label, ohne wirklich nachhaltige Projekte zu finanzieren. Stell dir vor, ein Energiekonzern gibt eine grüne Anleihe aus, um angeblich in erneuerbare Energien zu investieren, steckt das Geld aber in Wahrheit in fragwürdige Projekte.

Dann gibt es noch das klassische Kreditrisiko: Auch grüne Anleihen können ausfallen, wenn der Emittent in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Die Umweltfreundlichkeit des Projekts schützt dich nicht vor Verlusten, wenn das Unternehmen pleite geht.

Ein weiteres Risiko ist die noch relativ junge Regulierung. Die Standards für grüne Anleihen entwickeln sich noch, und was heute als „grün“ gilt, entspricht möglicherweise in ein paar Jahren nicht mehr den dann geltenden Kriterien. Das kann sich auf den Wert deiner Anleihe auswirken.

Auch Liquiditätsrisiken solltest du bedenken. Der Markt für grüne Anleihen ist zwar gewachsen, aber immer noch kleiner als der für konventionelle Anleihen. Das kann bedeuten, dass du deine Anleihe vor Fälligkeit schwerer verkaufen kannst.

Fazit: Grüne Anleihen als Teil einer nachhaltigen Anlagestrategie

Grüne Anleihen haben sich von einem Nischenproduk zu einem wichtigen Baustein nachhaltiger Portfolios entwickelt. Sie bieten dir die Möglichkeit, dein Geld nicht nur gewinnbringend, sondern auch sinnvoll anzulegen.

Die Auswahl ist mittlerweile riesig: von Unternehmensanleihen über Staatsanleihen bis hin zu ETFs findest du für fast jede Anlagestrategie passende Produkte. Die Standards werden immer besser, die Transparenz nimmt zu, und die Wirkung wird messbarer.

Trotzdem solltest du grüne Anleihen nicht als Allheilmittel sehen. Sie sind ein Baustein in einem diversifizierten Portfolio, nicht der Weisheit letzter Schluss. Achte auf die Qualität der Emittenten, verstehe die Risiken und lass dich nicht von schönen grünen Labels blenden.

Wenn du all das beachtest, können grüne Anleihen eine wirklich gute Möglichkeit sein, deine finanziellen Ziele mit deinen Werten in Einklang zu bringen. Und das Gefühl, mit deinem Investment einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt zu leisten, ist schon etwas wert – auch wenn es sich nicht in Euro und Cent messen lässt.

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